Geschichte der Region

Acht Jahre nach der Gründung des grenzüberschreitenden Nationalparks nahm die UNESCO das Neusiedler See-Gebiet am 16. Dezember 2001 in die Liste des Welterbes auf.
Gewürdigt wurde damit das Jahrhunderte lange Zusammenleben verschiedener Volksgruppen und Kulturen, die gemeinsam eine ökologisch äußerst wertvolle Kulturlandschaft formten, die in diesem geopolitischen Grenzgebiet immer wieder unter Kriegen gelitten und dabei selbst immer wieder Flüchtlinge aufgenommen haben.

In diesem Sinne sind der See und sein Umland mit den Ortschaften, Kulturgütern und Naturwerten als über Jahrtausende gewachsene Einheit zwischen Mensch und Natur als Welterbe ausgezeichnet.


Pannonien: Immer in Bewegung
Über Handelsrouten transportierte man nicht nur Güter aller Art, sie führten auch zu einer kulturellen Durchmischung von Völkern. Die berühmte „Bernsteinroute“ verband in der Antike den Mittelmeerraum mit der Nord- und Ostsee und führte auch durch das Welterbegebiet Fertő - Neusiedler See.

Über 400 Jahre hinweg war das Gebiet des heutigen Burgenlandes Teil der römischen Provinz Pannonia und wurde während dieser Zeit von Kelten, Römern und Germanen besiedelt. Unter günstigen klimatischen Bedingungen blühten Acker- und Weinbau. Rund um den Neusiedler See entstanden zahlreiche Gutshöfe und Villen.
Die Bernsteinstraße verband auf unterschiedlichen Routen die Nord- und Ostsee mit dem Mittelmeerraum. Eine der wichtigsten Routen führte durch die Welterberegion.

Die Völkerwanderung
Um 433 überließ das römische Reich die Provinz Pannonia dem Nomadenvolk der Hunnen. Auf den Fall des Hunnenreiches folgte die Vorherrschaft der Ostgoten, die Völkerwanderung brachte Sueben und Heruler, Langobarden, Awaren und Slawen in die Region – diese Periode lässt sich am besten mit „bewegter Geschichte“ beschreiben.

Österreich-Ungarn und „das Burgenland“
Verschiedene magyarische Stämme – die späteren Ungarn – fielen um das Jahr 900 in das Karpatenbecken ein und gründeten im 11. Jhdt. einen mittelalterlichen ungarischen „Staat“. Das heutige Burgenland war zu dieser Zeit Teil Ungarns und grenzte an den Flüssen Lafnitz und Leitha an Österreich. Verwaltung und Gerichtswesen waren einheitlich organisiert und auf königliche Gewalt hin zentriert. Durch ein Bündnis mit den Bayern kam es das ganze Mittelalter hindurch zu einer Zuwanderung deutschsprachiger Siedler.

Während der Expansionsphase des Osmanischen Reichs wurde 1529 Wien erstmals belagert und dabei die Region Fertő - Neusiedler See verwüstet und entvölkert. Um die aufgelassenen Dörfer wieder mit Leben zu füllen und die Bevölkerungszahlen zu erhöhen, siedelten die Grundherren aus ihren Besitzungen in der Vojvodina und dem Banat Kroaten an.

Die Familie Esterházy prägt für Jahrhunderte die Region - bis heute
1626 gelangten große Teile des Burgenlandes unter die Herrschaft der ungarischen Familien Esterházy und Batthyany. Nach Türkenkriegen, Reformation und Gegenreformation war das 18. Jhdt. von Wiederaufbau und wirtschaftlichem Aufschwung geprägt. Der Österreichisch - Ungarischen Ausgleich 1867 führte zu einer starken Magyarisierung, weshalb in der deutschsprachigen Bevölkerung Westungarns zusehends die Forderung nach Anschluss an Österreich aufkam.

Das 20. Jahrhundert bis heute
Durch den Friedensvertrag von St. Germain 1920 nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Grenze neu gezogen und die Region getrennt. Ödenburg verblieb aufgrund einer Volksabstimmung bei Ungarn, Eisenstadt wurde zur Hauptstadt des Burgenlandes. Eine echte Isolation der ehemals so eng verflochtenen Gebiete erfolgte im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg durch den „Eisernen Vorhang“.

Heute begegnet man sich rund um den Neusiedler See (ungarisch Fertő-to) in freundschaftlicher und guter Nachbarschaft, wobei es wieder enge und zahlreiche wirtschaftliche und darüber hinausgehende soziale und kulturelle Verflechtungen gibt. Nicht zuletzt in der Tatsache, dass es eine grenzüberschreitende Welterbestätte einer lebendigen Kulturlandschaft gibt, wird dies manifestiert.